Zarafa 7.1.11 unter Zentyal 3.2

Leider hatte Zentyal im Februar 2014 die Zusammenarbeit mit der Groupware Zarafa eingestellt. Diese Entscheidung war um so fragwürdiger, weil die einzige "Alternative" OpenChange extrem Instabil war, und bis heute keine Migration aus Zarafa möglich ist. Auch wenn eine freie Implementierung einer Exchange Alternative sehr begrüßenswert ist, schon die mangelhafte MAPI-Integration in OpenChange macht es für den produktiven Einsatz völlig unbrauchbar.

Wer Zarafa unter Zentyal einsetzt, dem bleibt nichts anderes übrig als bei der Version 3.2 hängen zu bleiben, jedenfalls bis zum Supportende von Ubuntu LTS 12.04. Das jedoch bringt das Problem mit sich das Zarafa bei der Version 7.1.7 stecken bleibt, obwohl 7.1.11 schon verfügbar ist. Das ist umso schlechter für deutsche Nutzer weil die letzte mit Zentyal gelieferte Version Bugs hat die beim Beantworten einer HTML-Mail in der WebApp alle Umlaute aus dem Inhalt löscht.

Ein Update von Zarafa aus den offiziellen Paketquelle ist denkbar einfach:

1. Backup

Wir machen ein Backup, schließlich wollen wir im Problemfall eine Sicherheit haben. Wie das funktioniert ist jedem selbst überlassen, ich bevorzuge ein Snapshot bzw. ein außerplanmäßiges Backup der entsprechenden VM.

2. Wechsel auf die Konsole

Ebenfalls für jeden Admin eine Selbstverständlichkeit. Ich bevorzuge für solche Vorgänge eine Konsole mit root Berechtigung (sudo -s).

3. Update aller Pakete

Wenn wir schon ein Update machen dann richtig, um einen sauberen Ausgangspunkt zu haben.

# apt-get update
# apt-get upgrade

4. Herunterladen der Zarafa-Pakete

Diese finden wir auf der Community Seite von Zarafa unter http://download.zarafa.com/community/final/

In dieser Anleitung beziehe ich mich auf die 7.11.65050 weil das die Aktuellste ist. Andere Versionen wurden nicht getestet. Natürlich wollen wir das Release für Ubuntu 12.04, weil es das grundlegende Betriebssystem von Zentyal 3.2 ist. Architektur dürfte bei den meisten ebenfalls x86_64 sein.

# wget http://download.zarafa.com/community/final/7.1/7.1.11-46050/zcp-7.1.11-46050-ubuntu-12.04-x86_64-free.tar.gz
# tar zxf zcp-7.1.11-46050-ubuntu-12.04-x86_64-free.tar.gz
# cd zcp-7.1.11-46050-ubuntu-12.04-x86_64

5. Installation von Zarafa

Wir sollten uns jetzt in einem Verzeichnis mit zahlreichen .deb Paketdateien, sowie Shell Scripts befinden. Letztere lassen wir links liegen weil Zarafa bereits eingerichtet ist. Wir starten das Update ganz direkt mit:

# /etc/init.d/zentyal zarafa stop
# dpkg -i *.deb

Im Verlauf werden wir gefragt was mit den vorhandenen Konfigurationsdateien passieren soll. Diese bestätigen wir alle mit Enter (Default: N, vorhandene Version beibehalten). Bei der von mir getesteten Version 7.1.7 -> 7.1.11 ging alles reibungslos. Es ist aber nicht auzuschließen das zukünfige Pakete neue Abhängigkeiten brauchen, und dazu ist dpkg nicht in der Lage. Tauche also Fehler auf, empfiehlt sich folgenden Befehl nachzuschicken.

# apt-get install -f

6. Neustart der Dienste

Zentyal hat von der Aktualisierung nichts mitbekommen, und entsprechend müssen die Dienste händisch neu gestartet werden. Das kann man über die Weboberfläche machen, oder wenn schon auf der Konsole ist gleich dort. bei mir wollten folgende Dienste neu gestartet werden:

# /etc/init.d/zentyal zarafa start
# /etc/init.d/zentyal webserver restart
# /etc/init.d/zentyal mail restart
# /etc/init.d/zentyal antivirus restart

7. Funktionstest

Abschließend folgt der Funktionstest. Beim start der Weboberfläche darauf achten nicht aus dem Browser-Cache zu laden. Bereits das Anmeldefenster der WebApp sollte die neuen Versionsnummern anzeigen. Selbstverständlich ist auch ein Sende und Empfangstest. Wer Outlook einsetzt sollte an die Aktualisierung des Clients denken. Dieser befindet sich im Installations-Archiv im Unterverzeichnis "windows".

8. Aktualisierung von Z-Push (Optional)

Zarafa 7.1.11 funktioniert mit der vorhandenen ActiveSync Lösung von Zentyal. Allerdings ist die eingesetzte 'd-push' in Version 2.0.4-1 schon etwas angegraut. Auch hat diese Version Probleme mit Dateianhängen, zumindestens in Kombination mit Android.

Das Paket d-push ist abhängig zu anderen Zentyal-Paketen und kann nicht einfach entfernt werden. Vom Original z-push existert allerdings schon Version 2.13 und das lässt sich relativ einfach händisch installieren. Wir gehen vor wie folgt:

8.1 Benötigte Verzeichnisse anlegen:

# mkdir /usr/share/z-push
# mkdir /var/lib/z-push
# mkdir /var/log/z-push

8.2 Herunterladen und Entpacken

# cd ~
# wget http://download.z-push.org/final/2.1/z-push-2.1.3-1892.tar.gz
# tar zxf z-push-2.1.3-1892.tar.gz
# cp -R z-push-2.1.3-1892/* /usr/share/z-push/

8.3 Rechte anpassen

# chmod 755 /var/lib/z-push /var/log/z-push
# chown www-data:www-data /var/lib/z-push /var/log/z-push

8.4 Backend-Provider einstellen

# nano /usr/share/z-push/config.php

Wir suchen nach dem Eintrag ...

define('BACKEND_PROVIDER', '');

und ändern ihn zu ...

define('BACKEND_PROVIDER', 'BackendZarafa');

Wer "$additionalFolders" konfinguriert hatte, sollte diesen Abschnitt aus der /usr/share/d-push/config.php übernehmen.

8.5 Änderung der Apache-Einbindung

Dieser Punkt ist etwas trickreich weil Zentyal die Apache-Einbindung selbst macht und natürlich auf das alte d-push verweist. Wir deaktivieren in der Weboberfläche im Bereich "Groupware / Allgemein" also die Option für Active Sync und sorgen manuell dafür. Dazu muß in der Konfiguration des Webservers die folgende Zeile eingefügt werden

Alias /Microsoft-Server-ActiveSync /usr/share/z-push/index.php

Ob man dies direkt in die /etc/apache/apache2.conf schreibt oder in eine custom-Datei eines vhosts bleibt jedem selbst überlassen. Abschließend ist natürlich ein Neustart des Webservers erforderlich. Funktionstest obligatorisch, bei Problemen kann der letzte Schritt jederzeit rückgängig gemacht werden. Smartphones reagieren auf die Änderung des Dienstens mit einer vollen Synchronisation.

Zurück